22Der Reha-Bereich im bbs nürnberg ist eine bereichsübergreifend arbeitende Fachabteilung des Bereichs Wohnen, Leben, Fördern und der heilpädagogischen Tagesstätte. Aufgabe des Reha-Bereiches ist es, die im bbs nürnberg zu betreuenden blinden und hochgradig sehbehinderten Schüler und Schülerinnen, individuell zu fördern und zu beraten. Ziel ist es, einen hohen Grad an schulischer und beruflicher Eingliederung und gesellschaftlicher Teilhabe und selbstständiger Lebensgestaltung zu erreichen.

Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müssen folgende Punkte erlernt werden:

  • die Fähigkeit sich in einer bekannten und unbekannten Umgebung zu orientieren und sicher fort zu bewegen
  • Fähigkeiten und spezielle Techniken zur Bewältigung des täglichen Lebens
  • Kommunikationsfertigkeiten, die ein Leben in der Gesellschaft erleichtern

Die Schulung mit blinden und hochgradig sehbehinderten Schülerinnen erfolgt im Einzelunterricht und ist zeitlich und inhaltlich abhängig vom Entwicklungsstand. Die Bedürfnisse und Interessen der Schüler werden bei der Planung berücksichtigt. Eine vertrauensvolle Lernatmosphäre ermöglicht dem Schüler, Selbstbewusstsein und eine realistische Einschätzung in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Die Teilnahme an den Schulungen ist freiwillig.

Ein umfassender Bestand an Hilfsmitteln steht als Anschauungsmaterial und zur Erprobung zur Verfügung. Die Rehabilitationslehrerinnen arbeiten mit allen Mitarbeitern des bbs nürnberg zusammen. Sie beraten das pädagogische Personal in Fragen, die die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik betreffen. Neben regelmäßig angebotenen Mitarbeiterfortbildungen zu Themen der lebenspraktischen Erziehung und Mobilitätserziehung finden Veranstaltungen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit statt. 

Mit dem Blindenstück über die StraßeOrientierung und Mobilität (O&M)

Die selbstständige Orientierung und Fortbewegung ist für jeden sehenden Menschen eine Selbstverständlichkeit.

Blinde und sehbehinderte Menschen müssen entsprechende Techniken und Verhaltensweisen erlernen, um Wege im Alltag sicher bewältigen zu können.

Selbstständigkeit ist täglich erforderlich:

  • der Weg zur Schule oder zur Arbeit
  • der Einkauf
  • der Spaziergang in der Wohngegend
  • der Besuch von Bekannten und Freunden
  • der Besuch von Veranstaltungen oder um in einer Gaststätte einkehren zu können

Die Mobilitätsschulung ist ein wichtiger Beitrag zur gesellschaftlichen Integration des blinden und sehbehinderten Menschen.

 

An der KasseDas Schulungsprogramm

  • Sinnesschulung
  • Aufbau und Entwicklung des Vorstellungsvermögens
  • Basisschulung (Führtechniken, sehende Begleitung etc.)
  • Erlernen der Langstocktechniken
  • Kennenlernen von öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Einkaufen in verschiedenen Geschäften
  • Orientierung und Fortbewegung im Stadtzentrum
  • Schulung am Arbeitsplatz/Wohnort
  • Schulung mit elektronischen Orientierungshilfen

Die Schulungen werden von qualifizierten Fachkräften (Mobilitätslehrern) in Zusammenarbeit mit den blinden und sehbehinderten Menschen entwickelt und durchgeführt.

Die Inhalte richten sich nach den individuellen Zielen und Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Die Schulungsdauer hängt von den Vorkenntnissen und Fähigkeiten des Einzelnen ab. Die Mobilitätsschulung findet im Einzelunterricht statt.

 

Straße überqueren Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF)

Lebenspraktische Fähigkeiten sind Tätigkeiten, Handgriffe und Verhaltensweisen, die jeder Mensch zur Bewältigung des Alltages benötigt.

Das individuell ausgerichtete Schulungsprogramm befähigt den Schüler im Rahmen seiner Möglichkeiten zu einer selbstständigen Haushalts- und Lebensführung. Er soll in alltäglichen Lebenslagen seine Umwelt realistisch einschätzen können und die notwendige Handlungssicherheit bekommen.

Die Beherrschung von lebenspraktischen Fähigkeiten kann das Zusammenleben in der Gemeinschaft mit sehenden Menschen erleichtern. Die Inhalte der Schulung erstrecken sich von Umwelt- und Sacherfahrung, Sinnesschulung, bis hin zur gezielten Vermittlung von vielfältigen Techniken.

 

Herausforderungen im Alltag

Blinde und sehbehinderte Menschen erleben täglich zahlreiche Situationen, für deren Bewältigung sie auf entsprechende Fähigkeiten und Techniken angewiesen sind:

  • Fleisch schneiden
  • Zubereiten einer Mahlzeit
  • Heraussuchen zusammenpassender Strümpfe
  • Betten beziehen
  • Knöpfe annähen
  • Umgang mit Geld

Eine umfassende LPF-Schulung hilft, diese alltäglichen Probleme zu bewältigen.Hindernisse

 

Schulungsprogramm

Essensfertigkeiten

  • Orientierung am gedeckten Tisch
  • Umgang mit Besteck
  • Auffüllen von Speisen

Kommunikationsfertigkeiten

  • Unterschrift
  • Umgang mit Geld

Körperpflege

  • Schminken
  • Nagelpflege

Kleiderpflege

  • Waschen
  • Bügeln
  • Schuhe putzenBrötchen schneiden

Kochen

  • Grundfertigkeiten wie Schälen und Schneiden
  • Abmessen und Abwiegen
  • sicherer Umgang mit Hitze
  • Kochen nach Rezepten

Haushalt

  • Boden kehren und wischen
  • Bad und Küche reinigen
  • Fenster putzen

Schuhe putzen

Handnähen

  • Knöpfe annähen
  • Kennenlernen von Sticharten

Säuglingspflege

  • Nahrungszubereitung
  • Körperpflege

Rehabilitationslehrerinnen für blinde und sehbehinderte Menschen entwickeln zusammen mit den Schülern ein individuelles Schulungsprogramm. Im Vorfeld findet ein ausführliches Beratungsgespräch statt, in dem Ziele und Schulungsinhalte vereinbart werden.

Die Dauer der Schulung hängt von den Vorkenntnissen und dem individuellen Lerntempo des einzelnen Schülers ab. Die Schulung findet in der Regel ein- bis zweimal in der Woche im Einzelunterricht statt. 

 

beim Kochen

Das Team

Ines Hübschmann, Leitung des Reha-Bereiches, Orientierung und Mobilität/Lebenspraktische Fähigkeiten (O&M, LPF)

Gabriele Schneider, Rehabilitationslehrerin für Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF)

Angelika Irlbacher, Staatlich anerkannte Fachkraft der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation (O&M, LPF)

Thomas Braun, Staatlich anerkannte Fachkraft der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation im Bereich Orientierung und Mobilität (O&M)